Erinnerungstattoos sind für mich eine besondere Form der Tattookunst. Technisch gesehen unterscheiden sie sich nicht von anderen Tattoos. Auch diese werden mit Nadeln und Tinte gemacht.
Die Besonderheit sehe ich im Prozess.
Wann ist die richtige Zeit für deine Erinnerung-Tattoo?
In welcher Phase der Trauer, das Tattoo ins Spiel kommt, hängt vom individuellen Trauerprozess ab. Manchen hilft ein Tattoo bereits zu Beginn andere benötigen Zeit und möchten den Prozess durch ein Tattoo abschliessen. Manche haben aber auch den Wunsch das Tattoo mit der sterbenden Person zu besprechen, und wird dadurch Teil der Palliativen Phase.
Meine Aufgabe ist es, den Menschen zuzuhören, und ihren Erzählfluss nicht zu unterbrechen. Loslassen, bedeutet auch weitergeben. Durch deine Erzählungen, wird dies möglich. Was du loslässt werde ich auffangen, und in eine visuelle Kreation verwandeln. Das kann sehr simpel aber auch grossflächig und komplex sein. Natürlich hängt das auch damit zusammen, wie viel Raum du deinem Erinnerungstattoo geben möchtest.
Warum kann ein Erinnerungstattoo den Schmerz heilen?
Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Es steht natürlich auch die Frage im Raum was mit Heilen gemeint ist. Mit heilen meine ich, dass du deinen inneren Schmerz deiner Seele Ruhe geben kannst. Es heilt Innen wie Aussen.
Durch den gesamten Prozess setzt du dich mehr oder weniger bewusst mit deinem Erinnerungstattoo und dem Ereignis auseinander. Der Prozess beinhaltet aktive und passive Phasen. Zu den aktiven Phasen gehören, die Gedanken, die du dir machst, wen spürst, du möchtest ein solches Tattoo. Dann folgen die Kontaktaufnahme, erste Eindrücke schildern, Recherche, im Kopf oder auch mit Gegenständen, persönliches Gespräch, Erzählen und erstes loslassen, Motiventwurf und Vorfreude auf den Termin, und der Stechtermin selbst. Da kommt auch der erste physische Schmerz ins Spiel, und schliesslich die Heilungsphase und Pflege zuhause. Bei jeder aktiven Phase kannst du mehr und mehr loslassen und deinen Schmerz verarbeiten. Mit dem physischen Schmerz verbindet sich dann dein Innen und Aussen, und es entsteht eine Art ganzheitliche Heilung.
In den passiven Phasen, nimmst du auf natürliche Weise immer mehr Abstand vom Schmerz. Wie und weshalb, kann ich nicht sagen, ich weiss nur dass es passiert. So habe ich das mit meinen bisherigen Gästen erlebt. Daher kann ich betonen, dass Heilen stattfindet und es ist wunderschön, diesen Prozess begleiten zu dürfen.
Und was passiert danach?
Danach ist dein Erinnerungstattoo Teil deines Selbst. Es kann dir helfen, wenn du an die Person oder das Ereignis denkest inne zu halten. Du kannst es berühren, streicheln, mit ihm Kontakt aufnehmen und wieder loslassen. Es wird dich nie verlassen und immer an deiner Seite sein. Je nach gewählter Körperstelle wird es auch Teil deines sozialen Umfeldes und kann zum Dialog anregen.
Was denkst du, bist du bereit für dein Erinnerungs-Tattoo?